Hintergrund: Kanalopathien, definiert als Krankheiten, die durch Mutationen in Genen verursacht werden, die für Ionenkanäle kodieren, sind mit einer Vielzahl von Symptomen verbunden und wurden in den letzten zehn Jahren umfassend dokumentiert. Im Gegensatz dazu widmen Lehrbücher trotz der wichtigen Rolle von Chlorid im Serum im Allgemeinen keine Kapitel ausschließlich der Hypochlorämie oder Hyperchlorämie, und Informationen über andere Chloriderkrankungen als Kanalopathien sind in der Literatur verstreut.
Studienaufbau: Um die Funktion von Chlorid beim Menschen systematisch zu überprüfen, umfassen die Daten für diese Übersicht eine Suche in MEDLINE, PubMed und Verweisen auf relevante Artikel mit den Suchbegriffen „Chlorid“, „HCl“, „Chloridkanal“, „Säure-Basen“, „Azidose“, „Alkalose“, „Anionenlücke“, „starke Anionenlücke“, „Stewart“, „Basenüberschuss“ und „Laktat“. Außerdem wurden Lehrbücher aus den Bereichen Innere Medizin, Intensivmedizin, Nephrologie und Gastroenterologie zu Themen der Beurteilung und des Managements von Säure-Basen-Störungen ausgewertet, einschließlich Referenzlisten aus Zeitschriften oder Lehrbüchern.
Schlussfolgerung: Chlorid ist nach Natrium der häufigste Elektrolyt im Serum und spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung der Körperflüssigkeiten, des Elektrolytgleichgewichts, der Aufrechterhaltung der elektrischen Neutralität und des Säure-Basen-Status und ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Beurteilung vieler pathologischer Zustände. Bei der Beurteilung der Serumelektrolyte deuten abnorme Chloridwerte allein in der Regel auf eine schwerwiegendere zugrunde liegende Stoffwechselstörung hin, wie z. B. eine metabolische Azidose oder Alkalose. Chlorid ist ein wichtiger Bestandteil von diagnostischen Tests in einer Vielzahl von klinischen Situationen. In diesen Fällen kann Chlorid in Schweiß, Serum, Urin und Fäkalien getestet werden. Anomalien in der Expression und Funktion von Chloridkanälen in vielen Organen können eine Reihe von Störungen verursachen.