Die Rolle von Oxytocin im männlichen und weiblichen Fortpflanzungsverhalten

Oxytocin (OT) ist ein Nonapeptid mit einer beeindruckenden Vielfalt an physiologischen Funktionen. Die „prosozialen“ Wirkungen wurden in mehreren kürzlich erschienenen Übersichtsarbeiten erörtert, aber die direkten Wirkungen auf das Sexualverhalten von Männern und Frauen wurden bisher viel weniger beachtet. Als Beitrag zur Würdigung des lebenslangen Interesses von Berend Olivier an den Kontrollmechanismen des Sexualverhaltens haben wir uns entschlossen, in der vorliegenden Übersichtsarbeit die Rolle der OT zu untersuchen. In den folgenden Abschnitten werden einige physiologische Mechanismen und die „paarverbindenden“ Wirkungen der OT erörtert, gefolgt von Abschnitten über das Begehren, das weibliche Appetit- und Kopulationsverhalten, einschließlich Lordose und Orgasmus. Auf männlicher Seite werden die Auswirkungen auf Erektion und Ejakulation besprochen, gefolgt von einem Abschnitt über „vorzeitige Ejakulation“ und eine mögliche Rolle der OT bei deren Behandlung. Neben der OT wird auch dem Serotonin als einem der wichtigsten Mechanismen, die die Wirkung der OT steuern, Aufmerksamkeit geschenkt. In den folgenden Abschnitten wird die Bedeutung der OT für die „Früchte der Arbeit“ erörtert, da sie sowohl beim mütterlichen als auch beim väterlichen Verhalten eine wichtige Rolle spielt. Schließlich widmen wir uns einem interessanten Hirnareal, dem ventrolateralen Teil des ventromedialen Hypothalamuskerns (VMHvl), der offenbar sowohl für das Sexual- als auch für das Aggressionsverhalten zuständig ist, was auf den ersten Blick völlig entgegengesetzte Verhaltenssysteme sind.

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