Differentialdiagnose der makroskopischen Hämaturie

CC:

Makroskopische Hämaturie

HPI:

85-jähriger Mann mit einer Vorgeschichte von Prostatakrebs s/p Bestrahlung und Androgendeprivationstherapie vor vier Jahren, kompliziert durch Harnröhrenstrikturen, die einen chronischen Dauerkatheter erfordern, der gestern in der Notaufnahme mit 3 Tagen rotem Urin, gefolgt von fehlendem Ausfluss aus dem Katheter und Unterleibsschmerzen vorgestellt wurde. In der Notaufnahme wurde festgestellt, dass Hämoglobin und Kreatinin des Patienten stabil waren, und er wurde mit einer urologischen Nachsorge entlassen, nachdem die Symptome mit einer Katheterspülung behoben worden waren.

Heute berichtet der Patient über keine neuen Probleme, verneint Bauch-/Flankenschmerzen, eine weitere Katheterobstruktion und Fieber/Schüttelfrost. Er gibt an, dass sein Urin eine hellrosa Farbe hat, keine Gerinnsel aufweist und deutlich klarer ist als in den 3 Tagen zuvor. In der Vergangenheit hatte er gelegentlich Blut im Urin, was aber nie zu einer Obstruktion führte. Sein Katheter wird zu Hause regelmäßig (alle 3 Wochen) gewechselt, und es gab in letzter Zeit keine traumatischen Katheterisierungen.

Er verneint neue Rücken-/Knochenschmerzen oder ungewollten Gewichtsverlust.

PMH:

  • Prostate CA
  • HTN
  • DM
  • CKD
  • CAD

PSH:

  • Keine

FH:

  • Beitragsfrei

SHx:

  • Kein aktueller oder früherer t/e/d-Gebrauch
  • Lebt mit Ehefrau

Medikamente:

  • Lisinopril 20mg p.o. täglich
  • Glyburid/Metformin 1.25/250mg p.o. b.i.d.
  • atorvastatin 20mg p.o. täglich
  • ASA 81mg p.o. täglich

Allergien:

  • NKDA

Körperliche Untersuchung:

VS: T 98.4 HR 64 RR 13 BP 136/94 O2 99% RA
Gen: Gut aussehender, angenehmer Mann in keiner akuten Notlage.
Abd: +BS, weich, NT/ND, keine suprapubische Empfindlichkeit, keine CVAT
GU: Foley-Katheter vorhanden, der klar-rosa Flüssigkeit in den Beinbeutel ableitet, keine Gerinnsel. Keine Anzeichen eines Traumas der Harnröhre, keine sichtbaren Hautverletzungen. Hoden beidseitig abgestiegen, keine inguinale Lymphadenopathie.

Bewertung/Plan:

85M hx CaP (2009) s/p Bestrahlung und Androgendeprivationstherapie mit Harnröhrenstrikturen, die einen chronischen Dauerkatheter erfordern, der eine makroskopische Hämaturie aufweist. Angesichts der Anamnese des Patienten ist eine Strahlenzystitis eine wahrscheinliche Ursache für seine Symptome. Angesichts des seit langem bestehenden Katheters kommen jedoch auch Traumata und Infektionen in Betracht. Auch ein Rezidiv oder eine neue bösartige Erkrankung muss in Betracht gezogen werden. Der Patient erhält eine UA, UCx und einen Termin für eine Zystoskopie mit bilateralem retrograden Pyelogramm. Außerdem wird der Patient darüber aufgeklärt, wie er den Katheter bei Bedarf spülen kann, und es werden ED-Vorkehrungen für den Fall getroffen, dass die Obstruktion trotz Spülversuchen bestehen bleibt. Der letzte Überwachungs-PSA-Wert des Patienten ist nicht nachweisbar, weitere Routineuntersuchungen werden durchgeführt.

Differenzialdiagnose der makroskopischen Hämaturie

Differenzialdiagnose der makroskopischen Hämaturie

Wichtige historische Elemente:

  • Schmerzlos: deutet auf Malignität hin
  • Schmerzhaft: deutet auf Steinbildung/Infektion hin
  • Urinanalyse: Vorhandensein von dysmorphen Erythrozyten, Erythrozyten-/Weißkornabdrücken, Proteinurie deuten auf eine intrinsische Nierenerkrankung hin
  • Zeitpunkt: früh (distale Harnröhre), durchgängig (obere Harnwege), endständig (Blasenhals, Prostata)

Guided Lecture

EM Ed
Watch „Gross Hematuria: Just a Bit of Kool-Aid“ von EM Ed. In diesem Vortrag bespricht Dr. Basrai die Differentialdiagnose und das Management der makroskopischen Hämaturie in der Notaufnahme.

  1. Hicks, D., & Li, C.-Y. (2007). Management der makroskopischen Hämaturie in der Notaufnahme. Emergency medicine journal : EMJ, 24(6), 385-390. doi:10.1136/emj.2006.042457
  2. Mazhari, R., & Kimmel, P. L. (2002). Hämaturie: ein algorithmischer Ansatz, um die Ursache zu finden. Cleveland Clinic Journal of Medicine, 69(11), 870-872-4- 876.
  3. Howes DS, Bogner MP. Chapter 94. Harnwegsinfektionen und Hämaturie. In: Tintinalli JE, Stapczynski JS, Cline DM, Ma OJ, Cydulka RK, Meckler GD, eds.Tintinalli’s Emergency Medicine: A Comprehensive Study Guide. 7. Auflage. New York: McGraw-Hill; 2011. http://www.accessmedicine.com/content.aspx?aID=6362340. Accessed June 14, 2013.
  4. Sutton, J. M. (1990). Evaluation of hematuria in adults. JAMA : the journal of the American Medical Association, 263(18), 2475-2480.

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