Schätzungsweise 50 Millionen Amerikaner haben Tinnitus – ein Klingeln in einem oder beiden Ohren, das aufhören und wieder anfangen oder ununterbrochen anhalten kann. Die Betroffenen beschreiben oft, dass sie Geräusche hören, die einem Brüllen, Quietschen, Wimmern, Summen, Klicken, Zischen oder Brummen ähneln. In zwei Millionen Fällen ist die Störung so stark, dass die Betroffenen nicht hören, arbeiten oder sogar schlafen können.
Tinnitus ist ein Symptom, keine Krankheit. Die meisten Fälle sind auf eine Schädigung der mikroskopisch kleinen Enden des sensorischen Nervs im Innenohr zurückzuführen, die in der Regel durch laute Geräusche (wie verstärkte Musik oder Schüsse) verursacht wird. Andere Ursachen sind Allergien, hoher oder niedriger Blutdruck, ein Tumor, Diabetes, eine Schilddrüsenfehlfunktion sowie Kopf- oder Halsverletzungen. Darüber hinaus können auch einige Medikamente wie Aspirin und andere entzündungshemmende Mittel, Antibiotika, Beruhigungsmittel und Antidepressiva Tinnitus verursachen. Wenn dies der Fall ist, hilft in der Regel ein Wechsel des Medikaments oder eine Senkung der Dosis.
Die neuesten Nachrichten zur Tinnitusbehandlung stammen aus einer britischen Studie, die zeigt, dass die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (MBCT) den Schweregrad der Störung deutlich verringern kann. Die Forscher berichteten, dass bei den 75 untersuchten Patienten sowohl die Entspannungstherapie als auch die MBCT zur Linderung der Symptome beitrugen und die mit der Störung verbundenen psychischen Belastungen, Ängste und Depressionen verringerten. Die MBCT führte zu einer stärkeren Verringerung des Schweregrads des Tinnitus, und die Verbesserungen hielten länger an.
Zur Erinnerung: Achtsamkeit ist eine Technik, bei der wir unser gesamtes Bewusstsein auf das Hier und Jetzt richten, indem wir uns zum Beispiel auf den Atem oder auf Körperempfindungen konzentrieren. Die Annahme ist, dass, wenn wir mit vollem Bewusstsein handeln, unsere Handlungen mit größerer Wahrscheinlichkeit das erreichen, was wir beabsichtigen, und dass, wenn wir mit vollem Bewusstsein fühlen, wir mit größerer Wahrscheinlichkeit erfüllt sind.
Um Ihre Frage zu NAC (N-Acetyl-L-Cystein) zu beantworten, habe ich wenig Beweise dafür gesehen, dass es bei Tinnitus wirksam ist. Stattdessen – obwohl die Forschung sehr begrenzt ist – beschreiben mehrere anekdotische Berichte den Erfolg mit dem Kraut Ginkgo biloba. Versuchen Sie, dreimal täglich zwei Tabletten mit standardisiertem Ginkgo-Extrakt zu den Mahlzeiten einzunehmen (nicht mehr als eine Gesamtdosis von 240 mg pro Tag). Ginkgo kann die Blutzirkulation in Kopf und Nacken verbessern. Probieren Sie es mindestens zwei Monate lang aus. Sie könnten auch die Kranialtherapie ausprobieren, eine sanfte Manipulationstechnik, die von osteopathischen Ärzten durchgeführt wird. Dieser Ansatz scheint den Druck oder die Reizung der Hörnerven zu lindern. Wenn Ihr Tinnitus auf Bluthochdruck zurückzuführen ist, sollten Sie versuchen, diesen durch Diät, Bewegung und Gewichtsabnahme oder gegebenenfalls durch Medikamente in den Griff zu bekommen.
Die American Academy of Otolaryngology-Head and Neck Surgery (Amerikanische Akademie für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde) empfiehlt:
- Vermeiden Sie laute Geräusche und Klänge
- Tägliches Training zur Verbesserung der Durchblutung
- Ausreichende Ruhe und Vermeidung von Müdigkeit.
Andrew Weil, M.D.