Wer die ernsthafte, weltverbessernde Seite von U2 nicht ausstehen kann, sollte sich jetzt vielleicht anderswo umsehen. Das Wort „Liebe“, unironisch und hochgesinnt, taucht überall auf „Songs of Experience“ auf, dem lang erwarteten Nachfolger des 2014er Albums „Songs of Innocence“.
Während „Songs of Innocence“ voll von jugendlichen biografischen Details war, sowohl euphorisch als auch düster, von Bono, dem Leadsänger und Haupttexter der Gruppe, hat „Songs of Experience“ die breitere, allgemeinere Perspektive eines Erwachsenen. Es geht um Lektionen und Archetypen, nicht um Geschichten. Wie bei „Songs of Innocence“ wurden auch für das neue Album mehrere Produzenten eingesetzt, und U2 hat eindeutig über jede Nanosekunde des Klangs nachgedacht, sei es beim Polieren des Nachhalls oder bei der Verabreichung von kalibrierten Mengen an Verzerrungen. Es ist kein Album, das neue Fans umwirbt, indem es den Stil von U2 radikal verändert; stattdessen bekräftigt es den Sound, der seit Jahrzehnten Arenen und Stadien füllt.
Das Album ist auch eine Rückkehr zum kommerziellen Standardmarkt. Apple machte „Songs of Innocence“ zu einem Werbegeschenk, das plötzlich in den iTunes-Bibliotheken von Fans und Nicht-Fans weltweit auftauchte. Viele sahen darin eher einen Eingriff des Unternehmens als ein Geschenk, was zu einer Gegenreaktion führte, die die wertvollen Songs des Albums in den Schatten zu stellen drohte. „Songs of Experience“, das 14. Studioalbum von U2, wird auf konventionellere Weise veröffentlicht.