Haben Sie schon einmal von Kulturpsychologie gehört? André Malraux sagte einmal, dass „Kultur die Summe aller Formen der Kunst, der Liebe und des Denkens ist, die es dem Menschen im Laufe der Jahrhunderte ermöglicht haben, weniger versklavt zu sein.“ Ausgehend von dieser Definition gibt die Kulturpsychologie vielleicht einen umfassenden Einblick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer Gesellschaft.
Viele unserer Verhaltensweisen sind ebenso stark mit unserer Kultur verwoben wie mit unseren eigenen Erfahrungen. Das bedeutet nicht, dass Erfahrungen und Genetik keinen Einfluss haben, aber sie sind nicht die einzigen Dinge, die unser Verhalten moderieren und beeinflussen.
„Wahre Kultur wird mit der Natur geboren und ist einfach, bescheiden und rein.“
-Masanobu Fukuoka-
Was ist Kulturpsychologie?
Nun werden wir Ihnen einen kurzen Überblick über Kulturpsychologie geben. Die meisten Experten bezeichnen sie als eine Denkschule, die als Alternative zu den Theorien und Methoden der eher spekulativen Psychologie entstanden ist. Wilhelm Wundt gilt als der Vater der Kulturpsychologie.
Die Kulturpsychologie konzentriert sich auf den Einfluss der Kultur auf die Menschen, die in ihr aufwachsen. Sie beeinflusst nicht nur das Verhalten, sondern auch die Gedanken und Gefühle. Das Hauptinstrument zur Beeinflussung des Verhaltens sind die Gewohnheiten und Gebräuche der Kultur.
Mit anderen Worten: Die Kulturpsychologie versucht zu erklären, warum eine Gruppe von Individuen, die in einen bestimmten Kontext eingebettet ist, auf bestimmte Weise handelt und auf andere nicht. Mit dieser Perspektive beobachten wir Details und erklären, was wir beobachten.
Warum zum Beispiel betrachtet die westliche Gesellschaft, die heute sehr globalisiert ist, bestimmte vergangene Ereignisse und diametral entgegengesetzte Gesellschaften mit Entsetzen? Warum waren frühere Generationen nicht entsetzt über diese Ereignisse, die zu ihrer Zeit stattfanden? Warum sehen Menschen, die in diese gegensätzlichen Kulturen eingetaucht sind, diese Dinge nicht als schrecklich an?
Daraus ergibt sich eine weitere Frage: Wovor werden künftige Generationen entsetzt sein, wenn sie von Dingen erfahren, die heute geschehen und uns normal erscheinen?
Kulturelle Barrieren
Wenn man sich den Zustand der heutigen Welt ansieht, kann man leicht alle kulturellen Barrieren erkennen. Sprachen, Bräuche, Mentalitäten und Denkweisen sind allesamt Formen kultureller Barrieren.
In jedem Land gibt es Bräuche, die für die gesamte Bevölkerung gelten, während andere eher auf bestimmte Städte oder Regionen beschränkt sind. All diese kulturellen Einflüsse zusammengenommen führen zu Variationen in der menschlichen Psyche. Jeder Mensch erhält ein einzigartiges kulturelles Erbe, das von vielen verschiedenen Faktoren abhängt.
Um ein paar einfache Beispiele zu nennen: Muslime essen kein Schweinefleisch, Inder betrachten Kühe als heilige Tiere, und das spanische Baskenland hat seine eigene Sprache. All diese Faktoren schaffen ein einzigartiges kulturelles Erbe, das sich von dem jeder anderen Bevölkerung unterscheidet.
Warum Kulturpsychologie studieren?
Die Kultur variiert je nach Standort und Herkunft und beeinflusst das Verhalten und die Gedanken der Menschen, die mit ihr in Berührung kommen. Was ist das Ziel der Kulturpsychologie? Sie geht über die bloße Beschreibung von Fakten hinaus. Stattdessen erforscht sie sowohl die Ursprünge als auch die Folgen, die durch die Tradition in einem bestimmten Kontext hervorgebracht, definiert und aufrechterhalten werden.
Wie wir bereits gesagt haben, sind Kühe in Indien heilig. Aber wie sind sie dazu gekommen? Das Ziel der Kulturpsychologie ist es, Fragen wie diese zu beantworten.
Die Kulturpsychologie untersucht nicht nur den Kern der Geschichte, um zu verstehen, warum eine Bevölkerung eine bestimmte Kultur hat. Sie untersucht auch, wie sich die Kultur auf die Menschen in ihr auswirkt. Warum bestehen manche Bräuche fort und andere nicht? Wie wirken sich diese Bräuche auf die Verhaltensmuster aus? Welche Auswirkungen haben diese Traditionen auf die Zukunft?
Verbindungen zur Soziologie und Anthropologie
Die Kulturpsychologie ist eng mit den Sozialwissenschaften verbunden, insbesondere mit der Soziologie und der Anthropologie. Während die Soziologie Gesellschaften im weitesten Sinne untersucht, konzentriert sie sich auf quantitative Daten, um dynamische Geschichten zu erforschen. Es geht darum zu verstehen, wie eine bestimmte Kultur entstanden ist und wie sie den Einzelnen beeinflusst.
Die Anthropologie hingegen untersucht den kulturellen Inhalt einer Gesellschaft und die kollektiven Veränderungen, die dabei auftreten. Hier geht es darum, Symbole, Konzepte und Einstellungen zu verstehen.
Wenn Sie sich also fragen, was Kulturpsychologie ist, haben Sie jetzt einen kleinen Überblick. Sie ermöglicht es, ethnische Verhaltensweisen zu verstehen und interkulturelle Konflikte zu studieren, um nur ein paar interessante Beispiele zu nennen.
„Niemand verlässt seine Welt, ohne von ihren Wurzeln ergriffen zu sein, oder mit einem Vakuum für eine Seele. Wir tragen die Erinnerung an viele Stoffe mit uns, ein Selbst, das von unserer Geschichte, unserer Kultur durchdrungen ist.“
-Paulo Feire-