Anatomische Folgen einer „Open-Book“-Beckenringzerstörung: eine experimentelle Kadaverstudie

„Open-Book“-Beckenfrakturen verbinden eine Diastase und/oder eine Fraktur der Schambeinbögen mit einer hinteren Beckenzerstörung des Kreuz-Darmbein-Gelenks. Diese ein- oder beidseitigen Läsionen sind vor allem aufgrund der damit verbundenen Verletzungen und massiven Beckenblutungen potenziell tödlich. Die am häufigsten verletzten Arterien sind der parietale Ast der Arteria commune, die Arteria interna oder die Arteria externa aufgrund ihrer Nähe zum Knochen, zum Iliosakralgelenk und zu den unteren Bändern des Beckens. Die Verlagerung des Beckenknochens und die Vergrößerung des Beckenvolumens begünstigen den Bluterguss. Ziel dieser Studie war es, an einem Kadaverfrakturmodell die direkten anatomischen Folgen einer „Open-Book“-Beckenfraktur auf den ilio-lumbalen Pedikel und das Beckenhöhlenvolumen zu bestimmen.

Materialien und Methoden: Bilaterale „Open-Book“-Beckenringverletzungen wurden bei zehn nicht entmannten Kadavern durch direkte Durchtrennung der Schambeinfuge, des rechten und des linken Iliosakralgelenks erzeugt. Das Beckenvolumen wurde nach vollständiger Exenteration des Beckens bestimmt. Die Auswirkungen dieser Fraktur auf das parietale Gefäßnetz, den Nervenstamm des Beckens und das Volumen der Beckenhöhle wurden untersucht.

Ergebnisse: Das mittlere Volumen der Beckenhöhle nach vollständiger viszeraler Exenteration betrug 872,5 cm(3) (Extremwerte 580-756 cm(3)). Die durchschnittliche Zunahme des Beckenvolumens betrug 20,8 % nach einer 5 cm langen Schambeindiastase. Aufgrund der transversalen Lage des ilio-lumbalen Pedikels in Bezug auf das Iliosakralgelenk führte die Reproduktion der Open-Book-Fraktur in allen Fällen zu einer venösen Dilatation der ilio-lumbalen Vene in 12 Fällen nach 5 cm Schambeindiastase (12/20=60 %). An der ilio-lumbalen Arterie wurde keine arterielle Dilatation beobachtet, aber diese Arterie wurde unter Spannung gesetzt.

Schlussfolgerung: Offene Frakturen führen zu einer Vergrößerung des Beckenvolumens, was die Blutdiffusion aus dem parietalen Beckengefäßnetz erleichtert. Der ilio-lumbale Pedikel scheint bei dieser Art von Frakturen aufgrund seiner Beziehungen zum Iliosakralgelenk und seiner transversalen Anordnung in Bezug auf dieses Gelenk sehr anfällig zu sein.

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